Lerne Lachen ohne zu Weinen
Eine Hommage an Kurt Tucholsky
04 . Mai 2024 | 18:00 Uhr
Regine-Hildebrandt-Haus (Dachgeschoss), Sachsenhausener Str. 1
Kurt Tucholsky, 1890 geboren, war ein waschechter Berliner. Seine erste Veröffentlichung war die Geschichte «Rheinsberg»: Eine leichte und fröhliche Liebesgeschichte, die eng mit der geschichtsträchtigen brandenburger Kleinstadt verwoben ist. Schon gleich zu Beginn seiner Karriere setzte er so zwei Schwerpunkte, die in seinem Schaffen, neben seinen politischen Aktivitäten, eine tragende Rolle spielten: seine Liebschaften und Berlin-Brandenburg. Er hat humoristische Figuren geschaffen, wie das Lottchen, Herrn Wendriner oder «Den Mann, der nicht gut hört», aber auch politische Werke und persönliche Beziehungs-Einblicke sind Teil seiner Schriften. So schrieb er am Tage seines Todes an seine ehemalige Geliebte Mary Gerold:
«…will Ihm zum Abschied die Hand geben und Ihn um Verzeihung bitten für das, was Ihm einmal angetan hat. Hat einen Goldklumpen in der Hand gehabt und sich nach Rechenpfennigen gebückt; hat nicht verstanden und hat Dummheiten gemacht, hat zwar nicht verraten, aber betrogen, und hat nicht verstanden.»
Neben diesen sehr persönlichen Texten war das politische Schreiben ein sehr wichtiger Aspekt seines Schaffens. Er war Pazifist, kämpfte mit der Friedensbewegung, warnte vor dem Zweiten Weltkrieg und der Ausbreitung des Nationalsozialismus und versuchte, die Gesellschaft zum Umdenken anzustoßen.
«Denkt an Todesröcheln und Gestöhne, / drüben stehen Väter, Mütter, Söhne, / schuften schwer, wie ihr, um´s bisschen Leben. / Wollt ihr denen nicht die Hände geben? / Reicht die Bruderhand, als schönste aller Gaben / über´n Graben, Leute, über´n Graben!»
Und genau dies verbindet ihn auch mit den Komponisten dieses Programms. Friedrich Hollaender traf Tucholsky nach dem Ersten Weltkrieg in Berlin und erkannte in ihm einen Gleichgesinnten. Hanns Eisler hat viele von Tucholskys Texten vertont und sich Zeit seines Lebens gegen den Krieg und die Grausamkeit gestellt. So sind alle drei heute so aktuell wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr und mahnen uns, warum Menschlichkeit und Solidarität niemals aus den Augen gelassen werden sollten.